Nachhaltige Kerzen

Kerzenlicht schafft Atmosphäre  warm, beruhigend, stimmungsvoll. Doch nicht alle Kerzen sind unbedenklich: Manche Materialien belasten Raumluft und Umwelt. Wer auf pflanzliche Wachse, natürliche Düfte und zertifizierte Qualität achtet, genießt Kerzenlicht mit gutem Gefühl  für sich und die Umwelt.

 

Wachs mit Wirkung: Kleine Wahl, großer Unterschied

Kerzen begleiten besondere Momente als Lichtquelle, Duftträger oder Teil eines Rituals. Doch das verwendete Wachs beeinflusst weit mehr als nur das Aussehen: Es wirkt sich auf Brenndauer, Duftabgabe, Raumklima und Umweltverträglichkeit aus.

Besonders entscheidend ist die Wahl des Wachses. Während Paraffin, ein weit verbreiteter Rohstoff, vor allem durch gute Brenneigenschaften überzeugt, basiert es auf fossilen Ressourcen. Pflanzliche Wachse und Bienenwachs gelten als umweltfreundlichere Alternativen  vorausgesetzt, sie stammen aus verantwortungsvoller Produktion. Palmöl etwa kann problematisch sein, wenn es nicht nachhaltig gewonnen wird.

Ein Blick auf die verschiedenen Wachsarten zeigt: Ihre Eigenschaften und ihre Umweltbilanz unterscheiden sich deutlich. Wer Kerzen bewusst auswählt, kann mit kleinen Entscheidungen viel bewirken.

 

Paraffin  der günstige Standard mit Nachteilen

Paraffin ist das am häufigsten verwendete Wachs, vor allem bei günstigeren Kerzen. Es wird aus Erdöl gewonnen, einem fossilen Rohstoff. Beim Abbrennen können Paraffinkerzen Ruß und Schadstoffe freisetzen, die die Raumluft belasten und gesundheitliche Beschwerden auslösen können. Die Auswirkungen variieren je nach Kerzenqualität. Deshalb lohnt es sich, beim Kauf auch auf Qualität und Alternativen zu achten.

 

Stearin  pflanzlich oder tierisch, eine bessere Alternative?

Eine beliebte Alternative zu Paraffin ist Stearin. Es wird aus natürlichen Fetten gewonnen, sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs. Stearinkerzen brennen meist ruhiger, tropffrei und mit weniger Ruß, was sie zu einer umweltfreundlicheren Wahl macht.

Allerdings hängt die tatsächliche Nachhaltigkeit stark von der Herkunft der Fette ab. Ein Großteil des pflanzlichen Stearins stammt aus Palmöl, dessen Anbau oft mit Umweltproblemen verbunden ist. Wer sich für Stearinkerzen entscheidet, sollte auf Zertifizierungen wie RSPO achten. Alternativ gibt es Stearin aus anderen pflanzlichen Quellen oder tierische Varianten, die zwar Abfallprodukte nutzen, jedoch für Menschen, die auf tierische Inhaltsstoffe verzichten möchten, nicht geeignet sind.

 

Sojawachs  erneuerbar und vergleichsweise umweltfreundlich

Immer häufiger findet sich in nachhaltigen Kerzen Sojawachs  ein pflanzliches Wachs, das aus dem Öl der Sojabohne gewonnen wird. Es gilt als erneuerbar, biologisch abbaubar und verbrennt in der Regel deutlich sauberer als Paraffin. Auch bei Duftkerzen ist es beliebt, da es eine gleichmäßige Duftabgabe ermöglicht.

Wer auf Sojawachs setzt, sollte auf eine verantwortungsvolle Herkunft achten  idealerweise gentechnikfrei und ökologisch angebaut. Nur so bleibt auch die Ökobilanz im grünen Bereich.

 

Rapswachs  die regionale Alternative

Noch umweltfreundlicher wird es mit Rapswachs. Dieses Wachs wird aus Rapsöl hergestellt, einer Pflanze, die in vielen Regionen Europas wächst. Kurze Transportwege und die Förderung regionaler Landwirtschaft sprechen für diese Variante.

Rapswachs ist pflanzlich, biologisch abbaubar und überzeugt durch sauberes, ruhiges Abbrennen  ähnlich wie Sojawachs. Wer auf Kerzen aus Rapswachs setzt, sollte auf gentechnikfreien und möglichst biologischen Anbau achten. Besonders hervorzuheben ist: Rapswachskerzen kommen meist ganz ohne Palmöl aus.

 

Kokoswachs im Kerzenbereich: Eigenschaften und Nachhaltigkeit

Kokoswachs ist ein noch relativ neuer Rohstoff im Kerzenbereich, erfreut sich aber zunehmender Beliebtheit  vor allem bei Duftkerzen. Es wird aus dem Öl der Kokosnuss gewonnen und punktet mit seiner cremigen Textur, einem besonders sauberen Abbrand und hervorragender Duftfreisetzung.

Häufig wird Kokoswachs mit Sojawachs kombiniert, um die Vorteile beider Pflanzenwachse zu vereinen. Nachhaltig ist es vor allem dann, wenn es aus verantwortungsvoller Produktion stammt  trotz der meist längeren Transportwege aus Asien. Wird Kokoswachs jedoch verantwortungsvoll produziert und aus nachhaltigem Anbau bezogen, kann es eine sinnvolle pflanzliche Alternative sein  insbesondere in Kombination mit anderen Wachsen.

 

Bienenwachs  traditionell, natürlich und besonders

Bienenwachs ist ein natürlicher und einer der ältesten Kerzenrohstoffe, der von Bienen produziert wird. Kerzen aus Bienenwachs zeichnen sich durch einen dezenten Honigduft aus und brennen ruhig und gleichmäßig. beim Abbrennen setzen sie negative Ionen frei, die Staub und Schadstoffe in der Luft binden und so die Raumluft verbessern können.

Dank seines hohen Schmelzpunkts brennen Bienenwachskerzen langsamer und länger als Paraffinkerzen. Zudem entsteht dabei weniger Ruß, und es werden keine schädlichen Dämpfe freigesetzt. Bienenwachs ist biologisch abbaubar und als nachwachsender Rohstoff mit einem geringeren Energieaufwand in der Herstellung verbunden als Paraffin.

Die Nachhaltigkeit von Bienenwachs hängt unter anderem von der Herkunft ab. Regional erzeugtes Bienenwachs aus biologischer Imkerei gilt als besonders umweltfreundlich. Bienenwachskerzen sind aufgrund ihres natürlichen Ursprungs häufig für Menschen mit Duftempfindlichkeiten geeignet. Es ist jedoch zu beachten, dass Bienenwachs ein tierisches Produkt ist.

 

Kerzen aus Biomasse & RecyclingWachs

Eine besonders nachhaltige Alternative sind Kerzen, die aus Reststoffen hergestellt werden. Spezialisierte Hersteller nutzen regionale Biomasse  also Fette und Öle, die als Abfall in der Lebensmittelproduktion anfallen  um daraus Kerzenwachs zu gewinnen. Statt frisches Öl zu verbrauchen, werden beispielsweise gebrauchte Pflanzenöle gereinigt und zu Biokerzen verarbeitet. So werden Ressourcen maximal geschont, da kein neues Palm oder Erdöl gefördert, sondern vorhandenes Material weiterverwendet wird.

Diese Produkte sind häufig an Bezeichnungen wie „BioKerze“ oder „aus regionaler Biomasse“ erkennbar. Sie sind oft überraschend preisgünstig und dennoch umweltschonend. Eine weitere Möglichkeit ist das Recycling von Kerzenresten: Unternehmen oder gemeinnützige Organisationen sammeln abgebrannte Kerzenstummel, schmelzen das Wachs ein und stellen daraus neue Kerzen her. Auch privat können Wachsreste eingeschmolzen werden, um Teelichter oder neue Kerzen zu gießen, statt sie wegzuwerfen. Recycling reduziert Abfall und schont Ressourcen erheblich.

Kerzen, die mit „recycelt“ oder UpcyclingHinweisen beworben werden, sind aus Nachhaltigkeitssicht besonders empfehlenswert.

Nachdem verschiedene Wachssorten betrachtet wurden, richtet sich der Fokus nun auf weitere Kerzenbestandteile  denn auch Docht, Duftstoffe und Farbstoffe beeinflussen Nachhaltigkeit und Gesundheit.

 

Dochte, Düfte und Farben: Kleine Komponenten mit großer Wirkung

Der Docht beeinflusst die Brennqualität und Umweltverträglichkeit einer Kerze. Traditionell bestehen Dochte aus Baumwolle oder Pflanzenfasern. Manche Kerzen enthalten Dochte mit Metallkernen aus Blei, Zink oder Kupfer, die allerdings bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen können. Bleidochte sind in vielen Ländern nicht mehr zugelassen.

Metallfreie Dochte aus Baumwolle, Papier oder Holz gelten als umweltfreundliche Alternativen. Holzdochte aus nachhaltig angebautem Holz sorgen zusätzlich für ein angenehmes Knistern und passen gut zu Naturwachskerzen. Das RALGütesiegel kennzeichnet Kerzen mit schadstofffreien Dochten. Empfehlungen von Fachinstituten zielen darauf ab, gesundheitliche Risiken zu minimieren.

Zusammengefasst bieten metallfreie Dochte eine gute Kombination aus Sicherheit und Nachhaltigkeit.

 

Duftstoffe  natürlich oder synthetisch?

Duftkerzen schaffen Atmosphäre und sind sehr beliebt. Je nach Zusammensetzung unterscheiden sie sich jedoch deutlich. Synthetische Düfte kommen häufig in konventionellen Kerzen vor, während naturbasierte Alternativen mit ätherischen Ölen zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Wer Wert auf Natürlichkeit legt, achtet idealerweise auf Kerzen mit 100% ätherischen Ölen. Diese werden aus Pflanzen gewonnen und sind in BioQualität erhältlich. Hinweise wie phthalatfrei oder ohne synthetische Duftstoffe können bei der Auswahl hilfreich sein. Auch Hersteller aus dem Naturkosmetikbereich oder spezialisierte Manufakturen setzen oft auf natürliche Duftkompositionen.

Unabhängig vom verwendeten Duft empfiehlt es sich, nach dem Abbrennen von Duftkerzen regelmäßig zu lüften  so bleibt die Raumluft angenehm und frisch.

 

Farbstoffe und Zusätze  weniger ist oft mehr

Bunte oder verzierte Kerzen setzen optische Akzente, doch die verwendeten Farbstoffe und Zusätze sind nicht immer unbedenklich. Manche Pigmente können Schwermetalle oder halogenorganische Verbindungen enthalten. Auch Glitzer oder MetallicEffekte bestehen oft aus Kunststoffpartikeln, die beim Abbrennen Rückstände oder Emissionen freisetzen können.

Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, bevorzugt am besten ungefärbte Kerzen oder solche mit naturbasierten Farben, etwa aus pflanzlichen Pigmenten. Auch das RALGütesiegel kann eine Orientierung bieten  es garantiert unter anderem, dass keine bedenklichen Farb oder Lackstoffe verwendet werden.

Generell gilt: Je schlichter die Zusammensetzung, desto besser. Eine hochwertige Kerze kommt mit Wachs, einem passenden Docht und gegebenenfalls natürlichem Duftöl aus  ohne zusätzliche Effekte, die Umwelt oder Gesundheit belasten könnten.

 

 

Woran lässt sich eine nachhaltige Kerze erkennen?

Kerzen bestehen aus unterschiedlichen Materialien  von Wachs und Docht bis zu Duft und Farbstoffen. Da es bislang keine umfassende Kennzeichnungspflicht gibt, ist die Auswahl nachhaltiger Kerzen nicht immer einfach. Einige Hinweise können jedoch Orientierung bieten:

 

1. Preis und Transparenz

Sehr günstige Kerzen bestehen häufig aus Paraffin oder konventionellem Palmöl. Nachhaltigere Produkte sind meist teurer  nicht zuletzt, weil sie aus hochwertigeren Rohstoffen bestehen. Hersteller, die offen Angaben machen wie „100% Sojawachs oder Baumwolldocht, zeigen ein hohes Maß an Transparenz. Eine klare Deklaration der Inhaltsstoffe ist ein guter Hinweis auf Qualität.

 

2. Zertifizierungen und Gütesiegel

  • RALGütezeichen: Steht für Kerzen, die ruß und raucharm brennen, nicht tropfen und keine bedenklichen Stoffe wie Blei oder bestimmte Duftstoffe enthalten.
  • RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil): Kennzeichnet Kerzen mit Palmöl aus nachhaltigeren Anbauquellen.
  • Ecocert: Dieses Siegel garantiert einen hohen Anteil natürlicher Inhaltsstoffe. Für die Auszeichnung als „biologische Kerze“ müssen 95% der pflanzlichen Bestandteile aus BioAnbau stammen.

Auch Begriffe wie „vegan“, „bio“, „natural“ oder „ohne Palmöl“ können Hinweise auf ein bewussteres Produkt sein  am besten in Kombination mit weiteren Angaben oder Siegeln.

 

3. Materialangaben prüfen

Gute Hersteller geben detailliert an, welche Rohstoffe verwendet wurden  etwa „100% Bienenwachs, pflanzliches Stearin oder bleifreier Baumwolldocht. Bei OnlineShops lohnt sich ein Blick in die Produktbeschreibung.

 

4. Herkunft und Markenprofil

Regionale Hersteller oder kleine Manufakturen legen oft Wert auf umweltfreundliche Produktion. Auch Unternehmen, die Maßnahmen wie plastikfreie Verpackung oder Aufforstungsprojekte unterstützen, achten häufig auf die Qualität ihrer Kerzen. Bewertungen und Erfahrungsberichte geben zusätzliche Hinweise auf Brennverhalten und Materialgüte.

 

5. Verpackung als Indikator

Nachhaltige Kerzen werden häufig plastikfrei verpackt  etwa in Karton oder Papier statt in Blisterfolie. Teelichter ohne Aluminiumschälchen oder Nachfüllsysteme (Refills) sind weitere Beispiele für ressourcenschonende Alternativen. Auch Kerzen im Glas mit Wiederverwendungsmöglichkeiten sind positiv zu bewerten.

 

 

Nachhaltige Kerzen  kompakte Checkliste

Empfehlenswerte Merkmale:

  • Wachs aus nachwachsenden Rohstoffen
    Kerzen aus Sojawachs, Rapswachs, Kokoswachs oder Bienenwachs gelten als ressourcenschonend und sauber abbrennend.
  • Transparente Angaben zu Inhaltsstoffen
    Hinweise wie „100% pflanzlich, BioWachs, vegan oder ohne Palmöl können auf bewusstere Materialwahl hinweisen  besonders in Kombination mit konkreten Angaben zum Wachs und Docht.
  • Zertifizierungen und Qualitätssiegel
    Siegel wie RAL (Qualitäts und Emissionsstandards), RSPO (zertifiziertes Palmöl) oder Ecocert (natürliche Inhaltsstoffe) bieten Orientierung.
  • Dochte aus Baumwolle, Holz oder Papier
    Naturmaterialien ohne Metallanteile werden häufig bevorzugt, da sie ruhig abbrennen und keine Metalle freisetzen.
  • Duftstoffe aus natürlichen Quellen oder duftfrei
    Kerzen mit ätherischen Ölen gelten als gute Wahl für Duftkerzen. Wer empfindlich auf Duftstoffe reagiert, kann auf duftfreie Varianten oder Bienenwachskerzen mit natürlichem Honigaroma zurückgreifen.
  • Schlichte, umweltfreundliche Verpackung
    Recycelbare Materialien wie Glas oder Papier vermeiden unnötigen Abfall. Nachfüllsysteme oder Teelichter ohne Aluminiumschale tragen zur Reduktion von Einwegmaterialien bei.
  • Regionale Herstellung und kurze Lieferwege
    Produkte aus lokaler Imkerei oder Manufaktur nutzen oft regionale Rohstoffe und bieten eine gute ökologische Bilanz.

 

🔎 Hinweise zum bewussten Umgang:

  • Nicht deklarierte Inhaltsstoffe
    Wenn Angaben zu Wachs, Docht oder Zusatzstoffen fehlen, kann eine nähere Recherche sinnvoll sein  etwa über Herstellerangaben oder Bewertungen.
  • Palmöl ohne Zertifizierung
    Bei Kerzen mit pflanzlichem Stearin kann Palmöl enthalten sein. Eine RSPOZertifizierung weist auf nachhaltigere Anbaumethoden hin.
  • Intensiv gefärbte oder stark parfümierte Kerzen
    Farb und Duftzusätze können je nach Herkunft unterschiedlich verträglich sein. Naturfarben oder Kerzen ohne Zusatzstoffe sind oft eine bewusst gewählte Alternative.
  • Aufwändige Dekorationen mit Glitzer oder Lack
    Verzierungen mit metallischem Effekt oder Kunststoffbestandteilen sind optisch auffällig, werden jedoch in der Nachhaltigkeitsbewertung kritisch gesehen.

 

Kerzen schaffen Atmosphäre und gehören für viele zum Alltag oder zu besonderen Momenten dazu. Wer dabei auch auf Umwelt und Gesundheitsaspekte achtet, findet mittlerweile zahlreiche Alternativen zu herkömmlichen Paraffinkerzen.

Natürliche Wachse wie Soja, Raps, Kokos oder Bienenwachs gelten als umweltfreundlicher, da sie erneuerbar, biologisch abbaubar und in der Regel schadstoffärmer sind. Auch innovative Ansätze wie Kerzen aus RecyclingWachs oder regionaler Biomasse tragen zur Ressourcenschonung bei. Neben dem Wachs spielen auch Docht, Duftstoffe und Farben eine Rolle: Metallfreie Dochte, naturbasierte Duftöle und möglichst unverzierte Kerzen werden oft als verträglicher und nachhaltiger eingeschätzt.

Eine pauschale Kennzeichnungspflicht gibt es bislang nicht, daher hilft ein genauer Blick auf die Verpackung, Zertifizierungen (z.B. RAL, RSPO, Ecocert) und die Transparenz der Hersteller. Auch Regionalität, Nachfüllsysteme und plastikfreie Verpackungen können Hinweise auf einen bewussteren Umgang mit Ressourcen sein.

Letztlich geht es nicht darum, völlig auf Kerzen zu verzichten, sondern mit kleinen Entscheidungen zu einem verantwortungsvolleren Konsum beizutragen  und Kerzenlicht mit einem guten Gefühl zu genießen.